Moraltheologie kompakt. Ein theologisch-ethisches Lehrbuch für Schule, Studium und Praxis, Prof. Dr. Kerstin Schlögl-Flierl und Prof. Dr. Alexander Merkl

Eine Rezension von StD. i. K. Meinrad Hörwick, Diözese Augsburg

In einer sich zunehmend differenzierenden Gesellschaft werden die Diskussionen zu moralischen Problemanzeigen sowie die ethische Auseinandersetzung in zentralen Grundfragen mehr und mehr komplex. Umwelt, Krieg und Frieden oder aktuell die Organspende – diese und viele weitere Themen fordern uns heraus als Gesellschaft aber auch als einzelnen Menschen. Wie weit bindet mich mein Gewissen? Worin kann ein gemeinsamer Konsens bestehen? Welche Orientierung kann noch als zuverlässig angesehen werden in einer Zeit schneller Urteilsbildung durch die „neuen“, digitalen Medien?
Das Lehrbuch, das Frau Prof. Schlögl-Flierl und Herr Prof. Merkl vorlegen, bietet einen fundierten Überblick zu einigen wichtigen Gegenstandsbereichen der moralisch-ethischen Bildung. Die Grundlagen der Allgemeinen Moraltheologie zeigen die Autoren zu Beginn auf, um anschließend Bioethik, Beziehungsethik und Sexualmoral sowie einige zusätzliche ausgewählte Themen wie z. B. Friedens-, Medien- und Umweltethik in überschaubarer Weise zu entfalten. Wertvoll ist die Darlegung der Argumentationsgrundlagen in ihren einzelnen Aspekten (z. B. rechtlich, medizinisch, politisch). Damit eröffnet sich die Möglichkeit, ein Thema aus den notwendigen Perspektiven heraus kennen zu lernen und die moraltheologische Konklusion zu verstehen. Weiterführende Literatur findet sich am Ende jeden Kapitels.
Eine kurze Präzisierung anhand des Beispiels Organtransplantation: In einer knappen Einleitung greifen die Autoren gängige Ängste und Sorgen auf; so wird er Leser/ die Leserin in die Mitte der Fragestellung geführt. Die anschließende Sachanalyse bietet einen medizinischen Überblick sowie die rechtliche Situation (auch im Vergleich mit dem anders aufgestellten Österreich). Dies alles erfolgt kurz und knapp, ohne Wesentliches auszulassen. In der ethi-schen Bewertung werden dann die bekannten Problemstellungen differenziert abgewogen (Hirntoddiagnostik, postmortale Spende, Lebendspende u.a.). Das Motiv der Nächstenliebe steht in der lehramtlichen Haltung heute im Mittelpunkt und hat so zu einer Wandlung der kirchlichen Lehre geführt, die früher von einer ablehnenden Überzeugung geprägt war (neu-scholastische Strömungen). Abschließende Anmerkungen und Fragen regen im Schluss-Absatz die persönlichen Überlegungen an, bieten eine Konklusion aus den vorigen Erörterungen. Damit generiert ein Kapitel Überblick, Diskussionsgrundlagen sowie Entscheidungshilfen in verständlicher Weise. In der Knappheit liegt die Chance, einen ersten Zugang zu bekommen, der zur Vertiefung einlädt.
Ein Lehrbuch, das als Handbuch zum Nachschlagen bei einzelnen Anfragen gute Dienste leistet wie zum Einarbeiten in die Diskussion der aktuellen Moraltheologie. Auf alle Fälle spannend und weiterführend für alle, die sich mit den o. g. Fragestellungen im gesellschaftlichen sowie individuellen Rahmen beschäftigen wollen. Am Schluss des Buches findet sich ein Glossar, das angesichts der fachspezifischen Begrifflichkeit wertvoll ist.

Erschienen im Aschendorff Verlag, 2017, 198 Seiten, ISBN 978-3-402-13232-6
Prof. Dr. Kerstin Schlögl-Flierl, Universität Augsburg, Prof. Dr. Alexander Merkl, Universität Hildesheim


StD i. K. Meinrad Hörwick, 20.01.2020