Was heißt „Gott offenbart sich“?
Das Christentum im Dialog mit dem Islam
„Islam“ – „Hingabe“: Damit lässt sich die Tagung auf einen Begriff zusammenfassen! Nach der erzwungenen Corona-Pause haben alle sich mit großer Hingabe an dieser Fortbildung engagiert, Hingabe zum Thema und Hingabe untereinander. Das ist erfreulich, dass der Neustart so gut und menschlich verbunden gelungen ist, dafür ein herzliches „Danke“.
Mit Herrn Prof. Dr. Karimi (Münster) und Herrn Dr. Renz (München) waren zwei hervorragende Referenten engagiert, die nicht nur durch ihre fachliche Expertise, sondern ebenso durch ihre Zugewandtheit die Tagung geprägt haben. In verschiedenen Vorträgen konnten zentrale Themen dieses interreligiösen Dialoges behandelt und in den Diskussionsrunden vertieft werden. Arbeitskreise zur unterrichtlichen Umsetzung am Freitag Nachmittag konnten erste Ideen sowie didaktische Denkanstöße ins Plenum einbringen.
Die hervorgehobene Stellung sowohl von Jesus als auch Maria im Koran war eine der lange diskutierten und nachhaltig reflektierten Gesichtspunkte. Insofern eine Differenzierung von „Gesandter Gottes“, „Prophet“ und „Mensch“ in einer Person zu denken ist, lässt sich mancher Widerspruch bei wichtigen Personen der Bibel sowie des Korans gleichsam auflösen und besser verstehen lernen. Interessant auch, die strukturierte Rückführung der drei großen Ein-Gott-Religionen auf ihre gemeinsamen Ur-Quellen, aus denen sie sich über die Jahrhunderte dann entwickeln konnten. Immerhin hat es dann noch über ein Jahrtausend gedauert, so Herr Dr. Renz, bis eine erste positive Wertschätzung auf katholischer Seite erfolgte (1961 durch Thomas Ohm, OSB St.Ottilien! - später Berater im II. Vatikan-Konzil).
Wenn schon eine Gegenüberstellung, dann Mose und Mohammed, nicht Jesus und Mohammed. Dass jedoch Jesus wie auch Mohammed auch eine politische Funktion hatten, ist alleine deshalb schon spannend, da sie in völlig verschiedenen politischen Systemen gelebt und gewirkt hatten: Jesus innerhalb der durchorganisierten Staatsform des römischen Reiches, Mohammed in einer Stammesgesellschaft ohne feste gemeinsame Ordnung. In ihren religiösen Funktionen lassen sich inhaltliche Gemeinsamkeiten feststellen: Die Botschaft des barmherzigen Gottes, der allmächtig ist und ein gerechter Schöpfergott sowie viele zentrale ethische Werte (u. a.). Eine Alterität, die sich zwischen den beiden Religionen nicht überwinden lässt, ist die Kreuzestheologie. Hier hat sich eine tiefgehende und um die Sache ringende Diskussion ergeben, in der Herr Prof. Dr. Karimi und Herr Dr. Renz feinfühlig die jeweiligen Positionen dargelegt und abgewogen sowie die Überlegungen der Teilnehmer:innen einbezogen haben. Ein Dialog lebt besonders davon, das jeweils „Andere“ benennen und respektieren zu können. Das hat die Tagung mit „Hingabe“ ermöglicht - mit zwei besonders zugewandten Referenten, die sich lange kennen, mit einander arbeiten und sich verbunden sind.
Was macht St.Ottilien darüber hinaus aus? Der Rahmen im Klosterdorf als Oase der Einkehr, der gemeinsame Gottesdienst mit Erzabt Wolfgang, der trotz enger Terminlage immer diese Zeit mit uns begeht. Herzlichen Dank an alle, die am Gottesdienst mitgearbeitet haben und am Morgenlob! Heuer besonders intensiv, den Dialog zu leben und nicht nur darüber zu sprechen (Koransuren vorgetragen von Herrn Prof. Karimi). Danke an Herrn OStD Markus Moder für die Begleitung der Tagung als ein Teil der Kooperativen Leitung des Schulreferates. Am Freitag Abend stand die Verabschiedung mehrerer verdienter Kollegen / innen in angemessener Weise an, die jeweils jahrzehntelang den Religionsunterricht und unsere Gemeinschaft geprägt hatten! Ihnen allen nochmals Vergelt´s Gott und Gottes Segen für die Zukunft!
Wir sehen uns wieder in St. Ottilien 2023 am 12. / 13. Mai zum Thema „Bio-Design – Anfang, Verlauf und Ende des Lebens“ (vorläufiger Arbeitstitel), Referentin ist Frau Prof. Dr. Schlögl-Flierl, Lehrstuhl für Moraltheologie, Universität Augsburg.
StD i. K. Meinrad Hörwick, Referent Berufsbildende Schulen, Diözese Augsburg, Juni 2022