Bilder und Informationen vom 7. Schulpastoraltag 2016 in Kloster Roggenburg
Das Bildungszentrum des Klosters Roggenburg stand am Samstag, 23. April 2016, ganz unter dem Motto „Wegbegleitung“: Mehr als 150 Religionslehrkräfte aus der gesamten Diözese waren der Einladung der Abteilung Schule und Religionsunterricht zum 7. Schulpastoraltag gefolgt, um die vielfältigen Fortbildungsangebote in Themenreferat und Workshops wahrzunehmen und Anregungen, neue Ideen und Impulse für das eigene pastorale Tun im weiten Bereich „Schule“ zu erhalten.
HERZLICHE BEGRÜSSUNG
Als Hausherr Pater Roman Löschinger in seiner herzlichen, humorvollen Art die Gäste willkommen hieß, legte er zugleich einen froh gestimmten und öffnenden Grundton für die Tagesveranstaltung vor.
Bernhard Rößner, Leiter der Abteilung Schule und Religionsunterricht, thematisierte anschließend in seiner Begrüßungsrede ein mit dem Tagungsmotto verbundenes Leitziel christlicher Wegbegleitung von Menschen innerhalb einer Schulgemeinschaft: Leben in Fülle (vgl. Joh 10,10). Damit werde ein großer biblischer Lebenshorizont umrissen, der motiviere und im Alltag vielfältige, oft ganz unspektakuläre Realisierungsformen erfahre. Im komplexen Bereich von Religion an der Schule gehe es um lebensnahe Orientierungsmöglichkeiten aus dem Glauben, Notwendigkeiten und Chancen der Begleitung, um persönliche Wege auf dieses große Ziel hin anzubahnen.
Schulpastoral als Dienst der Kirche an der Schulgemeinschaft gewinne auch für den Religionsunterricht immer grundlegendere Bedeutung, denn hier werde gelebte Religion erfahrbar – für viele junge Menschen der einzige Ort in ihrem Lebensumfeld. Auf diese Weise könne dem Erziehungs- und Bildungsauftrag der Schule entsprochen werden, reflektierte Lebensorientierung auch aus dem Glauben heraus zu ermöglichen und neben der Aneignung von Wissen und Können auch Herz und Charakter zu bilden (Artikel 131 der Bayerischen Verfassung). - In diesem Zusammenhang dankte Bernhard Rößner allen, die seit oft vielen Jahren in der Schulpastoral tätig sind, sie etabliert haben und weiterhin bereit sind, sie mitzugestalten.
EINFÜHRUNG
Markus Moder, Referent für Schulpastoral und Fachbereichsleiter in der Abteilung Schule und Religionsunterricht, hatte diesen alle zwei Jahre stattfindenden Schulpastoraltag konzipiert und organisiert. In seinem einführenden und mit eindrucksvollen Bildern unterlegten Referat stellte er zunächst die Weg-Symbolik im biblischen Kontext vor. So wurde der Weg – immer auch Symbol für den Lebensweg des Menschen – im AT oft von Gott bereitet und begleitet: Abrahams Aufbruch, die Wüstenwanderung unter Mose, die Zeit des Exils. Die Wegbereitung und Wegbegleitung Gottes gipfelt dann natürlich im Neuen Testament, in dem Jesus zum alleinigen Weg, zum Heilsweg für die Menschen wird: „Ich bin der Weg …“ (Joh 14,6).
Als Paradebeispiel für unerkanntes und unaufdringliches Wegbegleiten gilt das Mitgehen Jesu mit den beiden Emmausjüngern (Lk 24) – Vorbild für jedes schulpastorale Handeln heute. Pater Roman Löschinger griff diesen Gedanken der Emmausgeschichte dann am Veranstaltungsende in seiner Predigt während des abschließenden Gottesdienstes noch einmal auf.
Die Schulpastoral gibt es nun seit 20 Jahren. Damals nur auf die Hauptschule und die Bedürfnisse der Hauptschülerinnen und -schüler ausgerichtet, zeigte sich schon bald, dass schulpastorales Handeln für alle Schularten notwendig ist, sich den veränderten Herausforderungen der Zeit anpassen muss und dass sie nicht nur Schülerinnen und Schüler in den Blick nehmen darf, sondern für alle Menschen im Lebensraum Schule da sein sollte: auch Lehrkräfte, Verwaltungsangestellte, Eltern … Dazu wurden vor Kurzem neue „Leitlinien der Schulpastoral in Bayern: Der Mensch im Mittelpunkt“ verfasst und inzwischen von der Schulreferentenkonferenz verabschiedet.
WORKSHOPS
• Schritt für Schritt auf dem Weg mit Dir - Weggottesdienste für Kinder und Jugendliche (Angelika Lohbrunner)
Gemeindereferentin Angelika Lohbrunner stellte in ihrem Workshop Möglichkeiten vor, Kinder und Jugendliche mit Weggottesdiensten an die Grundlagen des Glaubens heranzuführen.
• "Den Fremden lieben" (Lev 19,33f.) - Flüchtlinge in unseren Schulen (Mechthild Gerbig)
Die Schlagworte "Flüchtlingskrise" - "Aufnahmestopp" und Grenzsicherung" führten im Workshop von Religionslehrerin i.K. Mechthild Gerbig zur Frage, wie dem christlichen Auftrag flüchtenden Menschen beizustehen im Handlungsfeld Schule entsprochen werden kann.
• Wertorientierte Sexualpädagogik für die Schule: Sexualität positiv und wertschätzend thematisieren (Dr. Pascal Gläser)
Dr. Pascal Gläser stellte die getrenntgeschlechtlichen MFM-Workshops vor, die als Projekte an jeweils einem Schulvormittag vom Bischöflichen Jugendamt angeboten werden. Ziel dieser Projekte ist es, Kindern zu einem positiven Start in die Pubertät und in ihr Mann- bzw. Frau-Sein zu helfen und ihr Selbstwertgefühl zu stärken.
• Trauerweg begleiten (Michaela Grimminger)
Bei Todesfällen im Bereich Schule werden oft besondere Erwartungen an die Religionslehrkräfte gestellt. Die Religionslehrerin i.K. und Diözesanbeauftragte für KiS, Michaela Grimminger, zeigte den Teilnehmer/inne/n ihres Workshops hilfreiche Trauerwege und Trauerkonzepte auf, um Trauerreaktionen und Trauerprozesse zumindest in Teilen verstehen und hilfreich begleiten zu können.
• Biblische Weggeschichten erzählen (Heike Müller)
Heike Müller, Referentin im Bischöflichen Jugendamt, thematisierte in ihrem Workshop das Erzählen biblischer Geschichten als grundlegende Möglichkeit, Lebens- und Glaubenserfahrungen so weiterzugeben, dass die Zuhörenden davon berührt werden. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnten sich in praktischen Übungen ausprobieren und die Ergebnisse gemeinsam reflektieren.
• Der Mensch wird des Weges geführt, den er wählt (Talmud) (Dr. Brigitte Fuchs)
Die Lehrerseelsorgerin und Mentorin Dr. Brigitte Fuchs lenkte in ihrem meditativen Workshop die Gedanken der Teilnehmenden auf deren eigene Lebenswege: Wie bin ich unterwegs? Wie treffe ich meine Entscheidungen? Erlebe ich Gottes Führung auf meinem Weg? - Ein Workshop mit meditativen Elementen, Selbstreflexion und Gesprächen, die auch zu einem achtsamen Umgang mit sich selbst anleiteten.
• Sicherheit finden - Wege zu einer Schule als sicherem Ort für (kriegs-)traumatisierte Kinder und Jugendliche (Dr. Kristina Roth)
Dr. Kristina Roth leitet die Fachstelle für Schulische Inklusion in der Abteilung Schule und Religionsunterricht. Sie stellte in ihrem Workshop konkrete Möglichkeiten vor, wie man mit schulpastoralen Angeboten und in Einzelgesprächen jungen Menschen, die unter ihren Erfahrungen von Krieg, Leid und Tod leiden, Sicherheit vermitteln und sie ermutigen und stabilisieren kann.
• Wegweiser durch die Landschaft der schulbezogenen Jugendarbeit (Andrea Trommer und Dominik Zitzler)
Die Zusammenarbeit zwischen kirchlicher Jugendarbeit und Schule bildete den Schwerpunkt dieses Workshops. Andrea Trommer, Jugendreferentin der Katholischen Jugendstelle Kempten und Dominik Zitzler, Jugendseelsorger der Katholischen Jugendstelle Schrobenhausen, stellten verschiedene Möglichkeiten der Kooperation vor, die sich bereits in der Praxis bewährt haben: z.B. Modelle aus dem Bereich der Persönlichkeitsbildung, Angebote zur Bereicherung der Schulpastoral oder die Zusammenarbeit im Feld der Ganztagesschule.
• "Mit dem GPS die Welt entdecken" - Geocaching für Schulpastoral und Unterricht (Oliver Ripperger)
"Geocaching" - in diese moderne Form der Schnitzeljagd führte der Religionslehrer i.K. Oliver Ripperger ein - zunächst im theoretischen Vortrag "im Trockenen", anschließend bei regnerischem Wetter im Freien. Am Ende dieser digitalen Schatzsuche nahmen die Teilnehmenden wertvolle Anregungen für den Einsatz des Geocaching mit nach Hause.
• Compassion - Ein Projekt zur Werteerziehung (Sabrina Schilder)
Sabrina Schilder, Religionslehrerin i.K. und Seminarleiterin, gewährte in diesem Arbeitskreis einen Einblick in ein Compassion-Projekt der Mittelschule Krumbach. Aus den Praxiserfahrungen heraus wurde in das Prinzip des Compassion-Projekts als einem Beitrag zur Werteerziehung an der Schule eingeführt. Ziel ist dabei die Entwicklung und Stärkung sozialverpflichtender Haltungen. So werden Schülerinnen und Schüler in einem Praktikum an Brennpunkte der Gesellschaft (z.B. Altersheim, Krankenhaus) herangeführt, die ihnen nicht immer ausreichend bekannt sind. Begleitung und Reflexion runden das Projekt ab.
• Digitale Wege in der Schule (Jürgen Toth)
"Medienkompetenz" war das Stichwort des Workshops von Religionslehrer i.K. Jürgen Toth. Um junge Menschen auf ihrem Weg begleiten zu können, ist es hilfreich, auch die digitalen Kommunikationsmittel zu kennen, die in deren Leben eine große Rolle spielen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer lernten auch spezielle Medientools ("Werkzeuge") wie "Placity" und "Prezi" kennen, die nicht so geläufig sind, aber spannende Lernwege ermöglichen.
• Barmherzigkeit in Wort und Klang (P. Norbert M. Becker MSC)
Pater Norbert M. Becker MSC widmete das Thema seines Workshops dem Heiligen Jahr der Barmherzigkeit. Gedanken und Lieder zum Thema Barmherzigkeit luden ein, sich näher darauf einzulassen und den eigenen Umgang mit Barmherzigkeit zu reflektieren.
GOTTESDIENST: "Brannte uns nicht das Herz ...?"
Pater Roman Löschinger zelebrierte den Gottesdienst und wies in seiner Ansprache auf die hohe Bedeutung der schulpastoralen Arbeit hin. Er sieht im Emmaus-Evangelium (LK 24,13-35) ein Paradigma für Wegbegleitung: Seelsorgerinnen und Seelsorger können dafür sorgen, dass die Menschen zur Sprache kommen. Sie können ein Stück Weg mitgehen, offen sein und zuhören, ohne fertige Antworten parat zu haben und in einem zweiten Schritt – wie Jesus im Evangelium – begleitend aus den Worten der Schrift zitieren. Wenn Jugendliche sich dann öffnen, ohne Scheu von ihren Gefühlen erzählen, gibt es vielleicht diese seltenen, kostbaren Momente des Erkennens, wenn einem die Augen aufgehen und das Herz in der Brust brennt.
Aber auch die Wegbegleiter selbst benötigen manchmal eine Wegbegleitung, um von sich und von Erlebtem offen zu erzählen und Stärkung und Orientierung zu finden – wofür auch der Schulpastoraltag Raum und Gelegenheit bot. Pater Roman ermunterte dazu, auch unter der Zeit kollegiale Nachbarschaften zu finden und Austausch zu pflegen, denn „niemand kann allein leben, allein glauben, hoffen und lieben. Wir brauchen diese Supervision des gemeinschaftlichen Lebens, der Wegbegleitung durch den Herrn.“
Für die musikalische Gestaltung sorgten Lehrerseelsorger und Komponist Neuer Geistlicher Lieder Pater Norbert M. Becker MSC (Piano), die Referentinnen der Schulabteilung Dr. Kristina Roth (Gesang) und Monika Zanker (Gitarre) sowie Bernhard Lämmle (Oboe) aus dem Bildungshaus St. Claret, Weißenhorn. - Das Vaterunser wurde in großer Gemeinschaft gebetet.