Der heilige Franz von Sales war überzeugt davon, dass jeder Getaufte heilig ist und dort, wo er lebt und arbeitet, heilig werden kann. Dafür hat er sein berühmtes Buch „Philothea“ geschrieben, eine Anleitung zum frommen, also heiligen Leben. Und er rät uns dafür vor allem den Weg der kleinen Schritte.
Das ist seine Methode zur Heiligkeit: Jeden Tag neu anfangen und jeden Tag einen weiteren kleinen Schritt gehen, um ein bisschen heilig zu leben. Das, so sagt er, ist der sicherste Weg zur Vollkommenheit: Wir müssen immer wieder beginnen und zwar gerne wieder beginnen (DASal 5,272).
Jeden Tag ein bisschen mehr heilig werden, dort, wo wir leben und arbeiten, jeden Tag neu anfangen, ohne Aufhebens, im Kleinen, im Stillen, und das Ziel – für das wir bestimmt sind – nicht aus den Augen verlieren, nämlich das Ewige Leben in Gottes liebender Gegenwart … genau daran erinnert uns das heutige Fest Allerheiligen. Amen.
Dieser beschriebene „Weg der kleinen Schritte“ ist umso entlastender, wenn uns der Alltag mit seinen Herausforderungen manchmal eher zum Schimpfen, denn zum Frohlocken verführt und wir dann vielleicht sogar den ein oder anderen „unheiligen“ Gedanken gegenüber unseren Mitmenschen, dem PC oder anderen Dingen hegen.
Jeden Tag wieder neu beginnen, jeden Tag mir und den anderen wieder eine Chance geben – und damit zeigen, dass wir uns selbst und unseren Mitmenschen zutrauen, sich zu verändern. Diese kleinen Schritte machen uns „heiliger“: Sie bringen uns dazu, immer mehr zu dem Menschen zu werden, den Gott sich gedacht hat, und führen uns damit dem Himmel ein Stück näher. So wünsche ich uns allen, dass wir uns – nicht nur an Allerheiligen und Allerseelen – eingebunden und verbunden wissen mit denen, die uns schon vorausgegangen sind; aber auch, dass wir den Mut haben, in kleinen Schritten und jeden Tag neu heiliger und damit himmelsoffener zu werden.
Ihre
Dr. Kristina Roth
Leiterin der Abteilung Schule und Religionsunterricht, Leiterin der Stabsstelle Schulische Inklusion, Ltd. Oberstudiendirektorin i. K.