„Füllt den neuen Wein nicht in die alten Schläuche“

„Füllt den neuen Wein nicht in die alten Schläuche“ - Unter diesem Motto fand am Samstag, den 27. April der 3. Förderschultag der Abteilung Schule und Religionsunterricht, HA V, im Leitershofener Exerzitienhaus St. Paulus statt. Das Vorbereitungsteam mit Seminarrektorin i. K. Anne Hopmann, den beiden Schulbeauftragten Inge Maier und Marianne Voit sowie Seminarleiterin i. K. Dr. Kristina Roth hatte sich in der Planungsphase bewusst entschieden, auch in der Tagungsmoderation mit der Methode „Open Space“ neue Wege zu gehen: Bewusst verzichteten sie auf Referenten und feste Workshops, um die Kompetenzen und den flexiblen Austausch der Teilnehmer/innen in den Mittelpunkt zu stellen.

In seiner Begrüßung knüpfte Oberstudiendirektor i. K. Bernhard Rößner, Leiter der Abteilung, an Worte von Papst Franziskus an und dankte den Religionslehrkräften ausdrücklich dafür, dass sie sich in ihrer Arbeit an den Förderschulen in vielfältiger Weise den Grenzen menschlicher Existenz und den „Rändern“ des gesellschaftlichen Zusammenlebens aussetzten und gerade dort christliche Gottes- und Nächstenliebe erfahrbar machten. Dies sei ein wesentliches Kennzeichen christlicher Pädagogik und unterstreiche die Wichtigkeit dieses schulischen Feldes.

Angeregt durch ein Anspiel „Blick in das Arbeitszimmer einer Religionslehrkraft an der Förderschule“ und das gemeinsame Lied „Steh auf, bewege dich ...“ wurden die Teilnehmer/innen dann eingeladen, nach der Methode „Open Space“ eigene Themen und Fragen einzubringen und im Miteinander, auch mit Blick auf die Veränderungen durch den neuen Rahmenlehrplan „Lernen“, ihre Ideen zu entwickeln und Erfahrungen auszutauschen.

Dass dies im Kreis vieler engagierter Kolleg/inn/en möglich ist, zeigte sich bereits daran, dass es keine Viertelstunde dauerte, bis sich Arbeitsgruppen gebildet hatten.

Angeregt wurde beispielsweise über die „Bedeutung der Sprache im Religionsunterricht“ diskutiert, und es wurden „Themen und Fragen Jugendlicher, die Spuren des Religiösen andeuten“ gesammelt und auf ihre Bedeutsamkeit für den Unterricht hin beleuchtet.

Intensiv kamen erste Erfahrungen mit dem neuen Lehrplan zur Sprache, die damit verbundenen Chancen, aber auch Probleme wurden ehrlich benannt und reflektiert.

Religionslehrer Clemens Wotruba stellte in einer weiteren Arbeitsgruppe seine Kompetenzen im Bereich „Bewegung“ zur Verfügung und gab durch konkrete Übungen einen ersten Einblick in die so genannte Alexandertechnik, die Bewusstheit für Bewegung bei Schüler/inne/n und Lehrkräften wecken soll.

Ein anderer Kreis besprach die besondere Herausforderung der schulischen Arbeit mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen. Die Erkenntnis, dass der sorgsame Umgang mit eigenen Ressourcen wichtig ist, um eine starke Lehrerpersönlichkeit zu entwickeln, führte zu einer Auseinandersetzung mit Möglichkeiten der Lehrergesundheit.

Wie bei der Methode des „Open Space“ vorgesehen, wurden auch Pausen und „Zwischenräume“, Gelegenheiten zum Gruppenwechsel oder eine bewusste Auszeit als Momente eines neuen Lernens einbezogen; eine kleine Snackbar diente der Erfrischung und Stärkung zwischendurch.

Die große Offenheit der Teilnehmer/innen, die Bereitschaft, für die eigenen Anliegen einzustehen, und der Mut, sich auf diese Lernprozesse einzulassen, ermöglichten ganz individuelle Erkenntnisse, die am Ende in der Reflexion zum Ausdruck kamen. Das hohe Maß an Eigenverantwortung für die Gestaltung des Tages wurde positiv, aber auch als anstrengend erlebt, und die Erkenntnis – wie es ein Teilnehmer formulierte –, „dass es wirklich möglich ist, selbstverantwortlich einen Fortbildungstag nur aus den aktuellen Fragen heraus zu entwickeln“, war für viele Teilnehmer/innen lohnend und motivierend. Am Ende der Tagung dankte der stellvertretende Leiter der Abteilung Schule und RU, Schulrat i. K. Ludwig Sauter dem Vorbereitungsteam für den Mut, auf neue Weise Zugänge zum neuen Lernen eröffnet zu haben.

Die veränderte Art des Lernens, wie sie mit der Umsetzung von kompetenzorientierten Lehrplänen in Zukunft auch an den Förderschulen praktiziert werden soll, war also wirklich „neuer Wein“, der ganz im biblischen Sinne „neue Schläuche“, also Veränderung braucht, wie am Ende der Tagung auch als symbolische Ermutigung für den Weg hin zu einer neuen Schule zum Ausdruck gebracht wurde.

Dr. Kristina Roth