"Einfach nah dran an den Menschen"

Augsburg (pba). Johannes und Frederik sind überzeugt. "Vor dem Schnuppertag hatten wir viele Fragen. Jetzt sind wir uns sicher, dass wir Priester werden wollen. Beim Workshop konnten wir alle Fragen stellen, die uns auf dem Herzen lagen", sagen sie.

Solche Aussagen sind es, die Bernhard Rößner von einem "vollen Erfolg" sprechen lassen. Als Leiter der Abteilung "Schule und Religionsunterricht" im Bistum Augsburg organisiert Rößner jährlich einen Schnuppertag an der Universität Augsburg. Er soll jungen Menschen Lust auf ein Studium der Theologie machen. Gestern hat er erneut stattgefunden, mit vielen Schülern aus den Oberstufen der Gymnasien, wie Bernhard Rößner begeistert erzählt. Seit acht Jahren gebe es dieses Angebot bereits, eine so hohe Teilnehmerzahl wie gestern habe er in all den Jahren noch nie erlebt, gibt er zu. "Am Anfang hatten wir 90, dann 160 und heute sind 230 Schüler da. Wenn nur ein paar von ihnen für die Theologie begeistert werden können, ist das schon ein Erfolg", sagt er.

Die Experten, die als Vertreter der unterschiedlichen Berufsgruppen und -sparten auf das Podium eingeladen waren, versuchten genau dies. Als Pfarrer könne man ganz unterschiedliche Menschen auf ganz unterschiedlichen Stationen des Lebens begleiten, beschrieb etwa Pfarrer Bernhard Waltner, Leiter der Diözesanstelle Berufe der Kirche, den Beruf des Priesters voller Leidenschaft. Auch Pastoralreferentin Monika Kaudewitz betonte: "Ehe- und Familienseelsorge, Sterbebegleitung, Arbeit mit Jugendlichen oder Gefängnisseelsorge – dies sind allesamt Bereiche, die wir als Pastoralreferenten abdecken. Wir sind einfach nah dran an den Menschen."

Wie breit man mit einem abgeschlossenen Theologiestudium aufgestellt sei, darauf machte Bernhard Rößner die Jugendlichen aufmerksam: "Man kann damit nicht nur Priester, Pastoraltheologe oder Lehrer werden, sondern auch in der freien Wirtschaft sind Theologen gefragt." In Bezug darauf stellte Monsignore Wolfgang Sauer, Direktor der katholischen Journalistenschule "ifp", seine Schule vor. Sie nenne sich "Institut zur Förderung des publizistischen Nachwuchses", kurz 'ifp', sagte er. Aus Mitteln der Deutschen Bischofskonferenz bilde sie junge Menschen zu Journalisten aus. Studierende, die das Gefühl hätten, gut schreiben und beobachten zu können, können sich für ein Stipendiatenprogramm bewerben. Dieses finde in Blockkursen in den Semesterferien statt, erklärte Sauer.

Elisabeth aus Dirlewang wird sich dafür nicht bewerben. Eines jedoch weiß sie seit gestern ganz sicher: "Beim Lehrerberuf kann man die Theologie und die Arbeit mit Kindern verbinden, das finde ich toll. Deshalb werde ich Theologie auf Lehramt studieren", erzählt die 16-Jährige. Ob sie die vielen Sprachen, die sie dafür lernen müsse, nicht abschrecken? "Nein", sagt sie, "Latein kann ich schon und das mit dem Griechisch, das geht dann schon irgendwie", sagt sie und lacht dabei. Lukas aus Dillingen kam mit gemischten Gefühlen zum Schnuppertag, „ich fand’s ganz gut, man bekommt einen Eindruck davon, wie weitgefächert die Theologie ist", beschreibt er.

Ob man den Erfolg eines Schnuppertages mit Zahlen belegen kann, verneint Heidi Esch, Mentorin für Studierende und Mitorganisatorin des diesjährigen Schnuppertages. "Der Tag soll Jugendliche anregen, über ihren Beruf nachzudenken und Unentschiedene bestärken, dass Theologie eine tolle Sache ist. Wie viele es dann wirklich durchziehen, wissen wir nicht", erklärt sie.

Nadine, Theologie- und Mathematikstudentin im vierten Semester, war eine von 20 Studierenden, die gestern ebenfalls beim Schnuppertag dabei waren. "Zum Fragen beantworten", erklärt Nadine. "Es ist wichtig, dass man vor dem Studium einen Eindruck bekommt, wie es an der Uni zugeht. Durch Schnuppertage geht das ganz gut." Ob sie ihr Theologiestudium schon einmal bereut habe? "Nein" sagt sie, überlegt kurz und schüttelt entschieden den Kopf. "In der Theologie ist die Gemeinschaft unter den Studenten eine ganze andere als zum Beispiel in der Mathefakultät. Das ist irgendwie schon ganz besonders."