Das einzige, was sich lohnt aufzurichten, ist die menschliche Seele!
Wir leben in einer Zeit des Umbruchs, so wird vielfältig berichtet und diskutiert. Das Zitat aus der Überschrift ist einige Jahrzehnte alt, von Joseph Beuys, der das Verhältnis des Menschen zu der von ihm instrumentalisierten Natur hinterfragt und konsequenterweise als heilsbedürftig definiert hat. Das drückt sich in seiner Kunst vielfältig aus; und dieser Appell ist zeitgemäßer denn je, oder war er immer schon zeitgemäß? Die Umbrüche und die daraus folgenden Aufforderungen an die Menschheit sind so neu nicht: Frieden statt Krieg, Klima und Umwelt als Grundlage des Lebens begreifen, soziale Gerechtigkeit im lokalen wie globalen Bereich und vieles mehr. Das sind zentrale Anliegen der Kunst im Horizont eines Joseph Beuys, der mit seinem Ausruf „Jeder Mensch ist ein Künstler“ in der „Sozialen Plastik“ darauf verweist, dass jeder Mensch an seinem ihm eigenen Platz nicht nur gestalterisch wirken kann (Novalis), sondern es auch soll. Kunst ist nicht ein erstarrtes, akademisches Werk, sondern ein dynamisches Geschehen, in dem die Kraft liegt, die Welt zu verändern. So wie auch „Mensch zu sein“ an sich ein Aufruf zur Veränderung ist, gleichsam eine Utopie in die Zukunft hinein.
Ist das nicht auch der Appell der Religionen, des Christentums? Hier soll keine Spekulation erfolgen, ob und welche christlich-religiösen Einflüsse im Werk von Beuys zu finden sind (obgleich häufig anzutreffen), sondern der Blick darauf gewendet werden, dass wir alle gefordert sind, an unserem je eigenen Platz im Leben und in der Gesellschaft die Dinge voranzutreiben, sie zum Besseren zu verändern.
Nach 21 Jahren als Referent für die Beruflichen Schulen in der Abteilung Bildung und Schule der Diözese Augsburg, davon die letzten Jahre als Leiter des Fachbereichs II (Berufliche Schulen, Realschulen, Gymnasien) gehe ich zum 1. Oktober 2024 in den Ruhestand. Mein Anliegen war, im analogen Sinne, Teil einer „Sozialen Plastik“ zu sein, im Religionsunterricht mit den Schülerinnen und Schülern sowie im Referatsdienst mit den Lehrkräften etwas weiterzubringen, dem Besseren den Weg zu bereiten. Ob und wie mir das gelungen ist, mögen andere beurteilen. Für mich selbst gehe ich nach arbeitsreichen Jahren, in denen ich bei allem Stress stets die Freude am Beruf erleben konnte, zufrieden und mit der Hoffnung, meinen Beitrag geleistet zu haben. Am wichtigsten sind alle die Begegnungen mit Ihnen, liebe Kolleginnen und Kollegen, die wir in vielen dienstlichen Belangen hatten! Dafür und für Ihre tolle Arbeit an den Schulen herzlichen Dank! Das trägt mich in die kommende Zeit, auf die ich mich freue. Der Schulabteilung der Diözese sei Dank gesagt für die freie Hand im Arbeiten, die wunderbare Kollegialität und Herzlichkeit sowie die beständige hervorragende Unterstützung des BSRU, Vergelt´s Gott! Dass es menschlich bereichernd war, hier zu arbeiten, sei nochmals unterstrichen: Es war eine Zeit voller Entwicklungen, gegenseitiger Unterstützung, toller Zusammenarbeit und bleibender Verbundenheit! Ihnen allen Danke und die besten Wünsche, Ihr
Meinrad Hörwick,
Augsburg, Sommer 2024
„Die Bäume sind nicht wichtig, um dieses Leben auf der Erde aufrecht zu erhalten. Nein, die Bäume sind wichtig, um die menschliche Seele zu retten. Dieser Spinatökologismus, der interessiert ja nicht. Die Welt kann untergehen. Diese Erde kann zu Bruch gehen. Aber wenn die Erde in dem Zustand zu Bruch geht, wie sie jetzt ist, dann ist die menschliche Seele in Gefahr. Das einzige, was sich lohnt aufzurichten, ist die menschliche Seele, ich meine jetzt „Seele“ im umfassenden Sinn. Ich meine jetzt nicht nur das gefühlsmäßige, sondern auch die Erkenntniskräfte, die Fähigkeit des Denkens, der Intuition, der Inspiration, das Ich- Bewusstsein, die Willenskraft. Das sind ja alles Dinge, die sehr stark geschädigt sind in unserer Zeit. Die müssen gerettet werden. Dann ist alles andere sowieso gerettet. Es hat keinen Sinn, ohne diese Gedanken bessere Kartoffeln anzubauen.“
Joseph Beuys, aus einem Gespräch mit Friedhelm Mennekes (SJ) über Christus, 30.03.1984, Frankfurt / Main, zitiert nach „Gespräche über Bäume“, Wangen 1990