„Was sollen wir tun?“

Eine wunderbare Begegnungsgeschichte erzählt uns Lukas am vierten Advent (Lk 1,39-45).

Da macht sich ein vielleicht 14-jähriges Mädchen auf und eilt durch das Gebirge. Vier Tage lang braucht man für diesen Weg. Maria muss mutig und selbstbewusst gewesen sein, wenn sie sich allein diesen Weg zutraut. Aber was tun wir Menschen nicht alles aus der Freude, aus der Begeisterung heraus. Schließlich gilt es, neues Leben mitzuteilen.

Zwei Kinder warten darauf, das Licht der Welt zu erblicken. Die Evangelientexte erzählen davon, dass Gott sich auf seine Weise einmischt ins Weltgeschehen, dass er auf seine besondere Weise Verbindung zu seiner Schöpfung schaffen will.

Der eine, Johannes, wird Menschen aus dem Gewohnten herausrufen in die Einsamkeit der Wüste. Der andere, Jesus, wird die Menschen dort aufsuchen, wo sie sind.

Johannes mahnt zur Besinnung und zur Umkehr. Jesus fordert heraus, setzt Altes unter ein neues Licht und beruft Menschen in seine Nachfolge. Der eine weist auf den Weg hin, der andere ist der Weg.

Begegnungen sind etwas Alltägliches. Es gibt zufällige Begegnungen auf der Straße oder in Geschäften. Da ruft jemand genau im richtigen Moment an, um zu fragen, wie es mir geht, oder es kommt jemand vorbei, dessen Besuch gut tut. Es geht genauso auch umgekehrt. Ich selbst bin zu Gast und plötzlich spüre ich, dass ich gebraucht werde... hier stimmt was nicht... oder hier passiert etwas ganz besonderes. All das geschieht, ohne große Worte, es geschieht, ohne das erklärt werden muss was genau war.

Solche Momente sind Sternstunden der Begegnung. Es sind Momente, in denen wir das Gefühl haben, Gott sendet uns einen Engel. Es sind Momente, in denen wir von Gottes Geist berührt werden, Momente von himmlischer Qualität.

So stelle ich mir auch die Begegnung zwischen Elisabeth und Maria vor. Maria kommt zu Elisabeth. Sie umarmen sich. Elisabeth weiß plötzlich alles - die Umarmung ist Ausdruck davon.

Es gibt Gespräche, die sind so intensiv, dass man das Gefühl hat, dass da der Geist Gottes am Werk ist. Solche Erlebnisse bleiben uns ein Leben lang im Gedächtnis haften. Die vergisst man nie. Dabei sind sie eigentlich gar nicht spektakulär. Und vor allem, wir können nichts dafür tun. Sie werden uns einfach geschenkt.

Wenn uns so ein Geistesblitz widerfährt, haben wir dafür am wenigsten geleistet. Das einzige, was wir tun müssen, ist offen dafür sein, die wertvolle Situation erkennen, sie annehmen und wahrnehmen können. Leicht ist das nicht.

Ich wünsche Euch und mir, dass uns Gott solche Begegnungen, wie sie Maria und Elisabeth hatten, schenkt. Ich wünsche uns die Offenheit, solche Begegnungen zu erfassen und zu erfahren. Ich wünsche uns allen geisterfüllte Augenblicke der Begegnung in unserem Leben, auch wenn in Corona-Zeiten Umarmungen wohl eher selten erlebt werden können.

Eine gesegnete Zeit des Advent!

Pater Norbert M. Becker MSC, Lehrerseelsorger