Zum Tag der Religionslehrer/-innen am 20. Juni 2015 im Haus St. Ulrich, Augsburg
Mehr als 200 Religionslehrerinnen und -lehrer aller Schularten folgten der Einladung der Bischöflichen Schulabteilung ins Haus St. Ulrich zu einer "Weltreise des Glaubens" durch die Kontinente Europa, Asien, Afrika und Amerika. "Reli weltweit - Dem Glauben in der Einen Welt begegnen" lautete das Thema dieser im 2-jährigen Turnus stattfindenden zentralen religionspädagogischen Tagung, die sowohl der fachlichen Auseinandersetzung und Diskussion wie auch der persönlichen Begegnung und - nicht zuletzt - der gemeinsamen Feier dient.
Wie wird unser Glaube in anderen Regionen dieser Welt weitergegeben? Wie sieht Religionsunterricht in anderen Ländern aus? Solche Fragen weiteten den Blick der Lehrkräfte über den "eigenen Tellerrand" hinaus, um dann gleichsam von außen her die eigene tägliche Schulpraxis in neuer Perspektive zu betrachten. Aus Impulsreferat, Statements, gemeinsamer Diskussion und Arbeitskreisen am Nachmittag ergaben sich nicht nur lebendige Eindrücke dieser anderen Lernorte, sondern vor allem Inspirationen für den eigenen Unterricht sowie Ideen für schulische Aktionen und Kooperationen.
Gottesdienst
Ein stimmungs- und gehaltvoller Gottesdienst in der Basillika St. Ulrich und Afra stand als spirituelle Mitte am Beginn des Tages, den Weihbischof Dr. Dr. Anton Losinger u.a. zusammen mit dem Erzabt von St. Ottilien Wolfgang Öxler OSB und Pater Vitalis Emesi SMMM, Afrikanische Katholische Gemeinde Augsburg, zelebrierte.
In seiner Predigt ging Weihbischof Losinger auf seine Erfahrungen während seiner Gastprofessor an der School of Philosophy der Catholic University of America/Washington D.C. ein und bezog sich insbesondere auf eine Begegnung mit dem Historiker Samuel P. Huntington, dessen bahnbrechendes Werk „The Clash of Civilizations“ richtig "Aufeinanderprallen der Zivilisationen" übersetzt werden müsse. Da diese Zivilisationen häufig religiös grundiert seien, kämen der religiösen Bildungsarbeit und dem Religionsunterricht eine fundamentale Bedeutung im gesellschaftlichen Zusammenleben zu: Im Mittelpunkt stehe die christliche Friedensbotschaft, die zugleich zu einer Förderung verständiger Toleranz und des Respekts vor anderen Kulturen anleite. Aktuelle Brisanz erhalte diese Thematik nicht zuletzt durch Menschen auf der Flucht und Heimatsuchende in unserem Land.
Außerdem ging der Weihbischof - selbst ein renommierter Sozialethiker - auf die christliche Sorge um einen verantwortlichen Umgang mit der Schöpfung ein, wie ihn jüngst von Papst Franzikus in seinem Lehrschreiben „Laudato si“ eingefordert hatte: die Erde als das gemeinsame Haus aller Kreaturen besser zu schützen und für mehr Gerechtigkeit und Frieden weltumspannend eine globale ökologische Umkehr anzustreben.
Die Fürbitten wurden von einer Schülergruppe um Pater Christian Hamberger O.PRAEM, Gymnasium des Kollegs der Schulbrüder Illertissen, vorgetragen, die sich in einem Seminar der Schicksale verfolgter Christen in der heutigen Welt angenommen hatten.
In Musik und Liedern des Gottesdienstes klang das Motto des Tages bereits an: Der Chor "Stimme der Hoffnung" der Afrikanischen Katholischen Gemeinde Augsburg, eine afrikanische Trommlergruppe um Vincent Komlan Semenou und das eigens für diesen Tag komponierte Lied von Pater Norbert M. Becker CSM "Dem Glauben in der Einen Welt begegnen" ließen etwas von der Weite des Glaubens erahnen. Die musikalische Gestaltung lag bei P. Norbert M. Becker MSC; es wirkten mit: Dr. Kristina Roth, Gesang / Christina Hellmich, Querflöte, Gesang /Thomas Prestele, Bass / Michael Gerle, Gitarre und Sebastian Jung, Percussion, Gesang.
IMPULSREFERAT
Erzabt Wolfgang Öxler OSB steht den Missionsbenediktinern in St. Ottilien vor, einem Orden, der weltweit aktiv ist und in vielen Ländern - vor allem in Afrika und Asien - Schulen unterhält. In seinem Impulsreferat stellte Pater Wolfgang den sehr unterschiedlich ausgeprägten Religionsunterricht an einigen dieser Schulen vor, etwa in einer afrikanischen Nomadenschule mit dem so genannten Barfußpater, der mit den Nomaden mitzieht und "dessen Unterrichtsmaterialien auf einen Esel passen müssen". So unterschiedlich die Unterrichtsformen auch sind, sie haben alle das Ziel, dass in authentischer Weise die Freude am Glauben weitergegeben und dass die Frohe Botschaft auch als froh machend verstanden wird. Zudem muss Religionsunterricht in allen Ländern "fördern, dass Menschen in Frieden miteinander leben können". Am Gymnasium in St. Ottilien, einer Einrichtung des Schulwerks, wird auch deshalb auf einen regen weltweiten Austausch unter den Schülerinnen und Schülern geachtet und ein Netzwerk unter den Schulen aufgebaut.
STATEMENTS
Referentinnen und Referenten am Vormittag (linkes Bild, von links): Natacha Nyonse Bamy, Afrikanische Katholische Gemeinde Augsburg; Erzabt Wolfgang Öxler OSB, St. Ottilien; Irmgard Knab, Seminarleiterin i.K., Stuttgart; Weihbischof Dr. Dr. Anton Losinger, Leiter der Hauptabteilung V - Schule; Bernhard Rößner, OStD i.K., Leiter der Abteilung Schule und Religionsunterricht; Pater Joshy Palakunnel O.PRAEM., Jugendseelsorger im Bistum Augsburg. Die Moderation lag bei Dr. Joachim Sailer, Schulrat i.K. und Anton Stegmair, Diözesanreferent in der Abteilung Weltkirche.
Die drei Statements von Irmgard Knab, Natacha Nyonse Bamy und Pater Joshy Palakunnel O.PRAEM. regten Teilnehmer/-innen und Ehrengäste zur regen Diskussion an. Irmgard Knab berichtete von ihren Aufenthalten in einer Siedlung der Fokolarbewegung in Brasilien. Sie konnte eine befreundete Lehrerin in den Unterricht begleiten, stellte dort unter den Schülerinnen und Schülern eine nur geringe religöse Bildung fest, aber eine große Aufnahmebereitschaft für religiöse und pseudoreligöse Angebote. Um das eigene Glaubenswissen darzustellen, leistet hier zum Beispiel der YouCat wertvolle Dienste. Frau Knab griff eine Idee aus dem staatlichen Ethikunterricht auf - ein Würfel zur Goldenen Regel - und entwickelte ein Konzept für den Religionsunterricht auch an unseren Schulen, das sie nachmittags in einem Arbeitskreis ausführlich vorstellte. - Aus dem afrikanischen Kontinent berichtete Natacha Nyonse Bamy: Sie stellte ihre eigene religiöse Ausbildung in Kamerun vor, einem laizistischen, vielfältigen Land. Junge Menschen in Kamerun schätzen an der privaten Glaubensunterweisung - Religionsunterricht an öffentlichen Schulen gibt es auch hier nicht - vor allem die erlebte lebendige Gemeinschaft und die Stärkung der eigenen Identität. - Pater Joshy Palakunnel O.PRAEM. zeichnete ein eindrucksvolles Bild vom meist friedvollen und gegenseitig akzeptierten Nebeneinander der vielen Kulturen und Religionen in Indien. So bunt vermengt im Straßenbild hinduistische Gottheiten und christliche Frömmigkeit zu sehen sind, so streng abgegrenzt wird doch der Glaube innerhalb der katholischen Gemeinschaft gelebt und ausgeübt. Für die Glaubensweitergabe zählt auch hier vor allem das authentische Zeugnis.
Viele Ehrengäste drückten ihre Wertschätzung des Religionsunterrichts durch Anwesenheit und Interesse aus, darunter von kirchlicher Seite Pfarrer Dr. Ulrich Lindl, Leiter der Hauptabteilung III - Kirchliches Leben; Abt Theodor Hausmann OSB, St. Stephan Augsburg; Domvikar Dr. Florian Markter, Diözesanjugendpfarrer und Leiter des Bischöflichen Jugendamts; OStD i.K. Ulrich Haaf, Direktor des Schulwerks der Diözese Augsburg; StDin Dr. Margaretha Hackermeier vom Katholischen Büro Bayern; Pfarrerin Birgit Sels, Schulbeauftragte der evangelischen Kirche; von staatlicher Seite für den Bereich Gymnasien der Ministerialbeauftragte Ltd. OStD Hubert Lepperdinger mit Mitarbeiterinnen aus der MB-Dienststelle; Ministerialbeauftragter Ltd. RS-Dir. Martin Sulzenbacher für den Bereich Realschulen; Ltd. Regierungsschuldirektorin Susanne Reif für die Beruflichen Schulen und Schulamtsdirektorin Elisabeth Holand für den Bereich Grund- Mittel- und Förderschulen.
BEGEGNUNG UND GESPRÄCH
ARBEITSKREISE
LIED, CD und SPENDENPROJEKT
Zum Abschluss wurde in großer Gemeinschaft das eigens für diesen Tag komponierte Lied "Dem Glauben in der Einen Welt begegnen" unter Anleitung des Komponisten Pater Norbert Becker auf eine Playback-Version gesungen, wie das auch im Unterricht durchgeführt werden kann. Als Geschenk erhielten alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine CD mit der Vollversion des Lieds, mit 2 Playback-Fassungen, Noten im Chorsatz und mp3-Klingelton fürs Handy.
Die Geldspenden und die Kollekte aus dem Gottesdienst fließen an ein inklusives Schulprojekt der Taizé-Brüder in Alagoinhas, Brasilien. Johannes Müller, der im Auftrag von aktion hoffnung das Projekt betreut und die Referentinnen der Schulabteilung Anne Hopmann und Dr. Kristina Roth stellten die Schule vor, in der schon seit Jahren nichtsehende und hörbehinderte Kinder und Jugendliche in einer Ganztagsschule betreut werden.
AKTION und INFORMATION
DANK
Ein herzliches Dankeschön und besonderen Applaus erhielten die Mitarbeiterinnen der Bischöflichen Schulabteilung, Brigitte Schuster und Rita Harter, die gewohnt zuverlässig und mit höchster Kompetenz das Tagungsbüro geleitet haben.
DOKUMENTATION
Ein Kurzbeitrag über den Tag der Religionslehrer/-innen wird am Sonntag, 28. Juni 2015 um 18:30 Uhr auf katholisch1.tv ausgestrahlt, danach um 19:30 Uhr bei AllgäuTV. Die komplette Sendung ist anschließend in der Mediathek von www.katholisch1.tv abrufbar.
In unserem nächsten Kontaktheft 9/2015 wird das Thema der Veranstaltung aufgenommen und vertieft: Reli weltweit. Dem Glauben in der Einen Welt begegnen. Darin werden auch die Arbeitskreise am Nachmittag vorgestellt, die man ja nur in Auswahl besuchen konnte. Das Heft erscheint im Oktober 2015. Wer Interesse an hat, kann sich gerne per E-Mail vormerken lassen: kontaktheft-schuleRU@bistum-augsburg.de