Tagung der Fachbetreuer bzw. Obleute für Katholische Religionslehre an den Berufsbildenden Schulen der Diözese Augsburg
Im laufenden Schuljahr ist das Leitthema der angebotenen Fortbildungen für Berufsbildende Schulen der Diözese Augsburg die Digitalisierung in verschiedenen Schwerpunkten. Zu diesem weitreichenden Themenkomplex hat die Fachbetreuertagung den Fokus auf „Fake News – Umgang mit Nachrichten. Algorithmus versus Journalismus – Wieviel Fake steckt im Netz?“ gelegt. Mit Herrn Grammes, Digitalchef von Bayern 2, war als Referent ein profunder Fachmann eingeladen. Durch seine Expertise zusammen mit didaktischem Geschick entwickelte sich die Tagung spannend und dynamisch. Wie groß die Chancen, aber auch die Gefahren in Zeiten der digitalisierten Informationsübermittlung sind, hat Herr Grammes an vielen Beispielen aufgezeigt.
Bezüglich der Gefahren konnten selbst kundige Teilnehmer/ -innen noch dazulernen: Dass es (noch technisch komplex...) möglich ist, beispielsweise einem Politiker ganze Reden „in den Mund“ zu legen inklusive der passenden Stimmenmodulation sowie Mimik, öffnet jeglichem Missbrauch die Tür. Nicht nur an diesem Fall wurde deutlich, inwiefern eine freie und unabhängige Presse, die nach den Regeln der Kunst informiert, ein zentraler Anker für eine funktionierende Demokratie ist. Und hier kommen die Lehrkräfte an den Schulen ins Spiel: Als Vermittler sowie Aufklärer sind sie notwendig, um mit den Schülern /-innen das Werkzeug zu erarbeiten, Fake von Fakt zu unterscheiden. Sehr aufschlussreich und anschaulich führte Herr Grammes in die Funktion sowie die Konstruktion von Algorithmen ein. In einzelnen Übungen verdeutlichte sich praktisch, wie im Netz seriöse Berichterstattung von unseriöser unterschieden werden kann.
Für uns als Lehrkräfte ist es besonders wichtig, eine oft unbewusste Funktion der „User“ im Netz bewusst zu machen: Jeder ist nicht nur „Empfänger“, sondern zugleich selbst „Sender“ und damit sein eigener „Redakteur“. Jeder „Like“, jede Weiterleitung kann dazu führen, dass eine Nachricht nicht nur verbreitet wird, sondern dadurch zusätzlich an Glaubwürdigkeit gewinnt. Die zentrale Aussage „Jeder hat das Recht auf seine eigene Meinung, aber nicht auf seine eigenen Fakten“ funktioniert nur, solange klar zwischen Fakten und Kommentar getrennt wird. Diese Unterscheidung scheint mehr und mehr in der Berichterstattung unseriöser Medien, aber auch in der Wahrnehmung der Nutzer zu verschwimmen. So war es eindrucksvoll, die Berichterstattung zum gleichen Ereignis durch verschiedene Anbieter zu vergleichen und die Kriterien anzuwenden, die eine zuverlässige Aufdeckung von Fakes ermöglichen.
Der Ausgewogenheit als grundständiger Journalist verpflichtet, waren Herrn Grammes aber auch die Vorteile des Internets wichtig: Ohne die „Bibliotheksfunktion“ der Algorithmen wären wir aufgrund der Fülle an Angeboten hilflos. Die digitalen Informationen helfen uns im Alltag heute ganz selbstverständlich, aber nur wenn sie uns strukturiert erreichen. Regeln und Hilfestellungen für den kritischen Umgang mit der digitalen Welt haben wir an dieser Tagung nicht nur für uns, sondern besonders für unsere Schüler/ -innen an die Hand bekommen.
Zur Tagung haben sich im Haus St. Ulrich über 40 Vertreter/ -innen der Fachschaften Kath. Religion an Berufsbildenden Schulen getroffen. Aus den Regierungsbezirken Schwaben, Oberbayern und der Dienststelle für die FOS / BOS waren nicht nur Fachbetreuer/ -innen aus dem Gebiet der Diözese Augsburg, sondern ebenso Gäste aus anderen Diözesen willkommen.
Im letzten Teil war Gelegenheit zum Austausch mit den Fachstellen der Regierungen bzw. der MB-Stelle Bayern-Süd. Nach wie vor ist die schulische Organisation von RU bzw. Ethik eine zentrale Problemstellung: Nicht nur Lehrkräfte fehlen für eine ordnungsgemäße Abdeckung des Unterrichts, sondern die Schülergruppen differenzieren sich zunehmend. Das macht die Sachlage nicht einfacher; jedoch hat gerade das heutige Thema gezeigt, wie unabdingbar wichtig besonders der Unterricht ist, der zur Wertebildung in der Stundentafel vorgesehen ist! In der Diskussion, auch über die bereits anberaumte, umstrittene Studie zur Unterrichtsversorgung BSRU, wurde deutlich, dass jeglicher Zugriff auf unser Fach genau hinterfragt werden muss. Die alte Frage „Qui bono“ gilt nach wie vor...
Eine sehr gute Handreichung hat Herr OStR Hattler angeboten, indem er für Moscheebesuche strukturierte Unterlagen erarbeitet und vorgestellt hat. Für den schulischen Alltag äußerst hilfreich, wenn es um die Planung und Durchführung eines solchen Besuches geht.
Herr StD i. K. Hörwick fasste als Tagungsleiter in einer pointierten Stellungnahme die diskutierten und momentan wichtigen Problemanzeigen des BSRU zusammen. Im Mittelpunkt stand die Frage nach den weiteren Entwicklungen angesichts der sich ausdifferenzierenden Schülerschaft und der weiterhin stellenweise mangelnden Lehrerversorgung.
Die vielschichtige und erfolgreiche Tagung gelingt nur durch die Zusammenarbeit aller „offiziellen“ Partner: Großer Dank für die hervorragende Zusammenarbeit gebührt der Regierung von Schwaben, vertreten durch Herrn OStR Hattler (Fachmitarbeiter Kath. Religion), Herrn StD Andreas Biller, Fachmitarbeiter Regierung von Oberbayern und Herrn Ltd. OStD Maurer, Ministerialbeauftragter FOS / BOS Südbayern sowie Ihnen, die Sie als Fachbetreuer/ -innen mit hohem Engagement täglich die Belange des BSRU vertreten!
Ziel dieses Treffens ist, Ihnen als Verantwortliche an den Schulen und Verbindungsleuten „nach draußen“ ein Forum der Aussprache ebenso anzubieten wie auch eine inhaltlich profunde Fortbildung zu zeitgemäßen Fragestellungen, die für die schulische Entwicklung von Bedeutung sind.
Herr OStD Bernhard Rößner, Leiter der Abteilung Schule und Religionsunterricht, konnte aufgrund einer gleichzeitigen Sitzung der Schulreferentenkonferenz Bayern nicht selbst kommen, hat aber seine Grüße und Wertschätzung ausgedrückt.
© Meinrad Hörwick, Dipl. Theol., Referent für Berufsbildende Schulen, Diözese Augsburg, 06.02.2019