Den Wind der Veränderung nutzen – Tag der Religionslehrkräfte 2025 im Bistum Augsburg

Leitershofen, 5. April 2025 – Inspirierende Begegnungen, viele neue Impulse und dazu noch strahlender Sonnenschein: Der diesjährige Tag der Religionslehrkräfte im Bistum Augsburg stand unter dem Leitsatz Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen – und genau das wurde an diesem Tag spürbar gelebt.

Dieses Zitat spiegelt auf besondere Weise die Realität vieler Religionslehrkräfte wider. In einer sich rasant verändernden Welt, in der gesellschaftliche, technologische und kulturelle Umbrüche den Schulalltag immer wieder vor neue Herausforderungen stellen, bietet der Religionsunterricht einen Raum, in dem Orientierung, Werte und Sinnfragen Platz finden. Gerade im Religionsunterricht geht es nicht darum, den Wind – also die äußeren Umstände – zu kontrollieren. Es geht darum, jungen Menschen zu helfen, mit diesem Wind umzugehen, eigene Segel zu setzen und ihren Kurs zu finden: Genau dafür bot der Tag vielfältige Impulse und Denkanstöße.

Mit großer Sorgfalt und Liebe zum Detail hatte das Team der Abteilung Schule und Religionsunterricht den Tag vorbereitet. Bereits ab 8:30 Uhr trafen sich zahlreiche Religionslehrkräfte aller Schularten im Exerzitienhaus St. Paulus in Leitershofen zum Stehkaffee. Erste herzliche Gespräche, alte Bekannte und neue Begegnungen – ein gelungener Auftakt in einen besonderen Tag.

Um 9:00 Uhr stimmte ein feierlicher Gottesdienst mit Weihbischof Florian Wörner, Bischofsvikar für Schule und Leiter der Hauptabteilung V, auf das Thema ein. Schon die gefalteten Papierschiffe auf den Liedblättern zur Messfeier machten das Leitthema sichtbar. In seiner Predigt lud Weihbischof Wörner dazu ein, trotz Gegenwind neue Wege zu finden, das Schiff des Lebens in die richtige Richtung zu lenken und Hoffnung zu leben. Musikalisch begleitet wurde der Gottesdienst von Pater Norbert Becker und seinem Team, dessen selbst komponierte Lieder Herzen öffneten und alle Teilnehmenden berührten.

Der Vormittag wurde durch zwei hochkarätige Vorträge geprägt. Zu Beginn begrüßte Dr. Kristina Roth, Leiterin der Abteilung Schule und Religionsunterricht, die beiden Referenten sowie die zahlreichen Kooperationspartner – Frau Kirchenrätin Birgit Sels, Leiterin des Kirchenkreises Schwaben für die evangelische Kirche, die Vertreterinnen und Vertreter der staatlichen Schulaufsicht aus den Regierungsbezirken Schwaben und Oberbayern, die Mitarbeitenden der Dienststellen der Ministerialbeauftragten sowie alle Vertreterinnen und Vertreter der Berufsgruppen und Lehrerverbände, der Medienzentrale und des Referats für Weltanschauungsfragen. Besonders aber auch alle anwesenden Religionslehrkräfte, die – wie sie betonte – mit ihrer täglichen Arbeit selbst "den Wind der Veränderung" für viele junge Menschen mitgestalten.

Dr. Rüdiger Maas, renommierter Generationenforscher, gab einen faszinierenden Einblick in die Denk- und Lebenswelt heutiger Schülerinnen und Schüler – ebenso in die ihrer Eltern und Lehrkräfte. Besonders deutlich wurde: Die heutigen Kinder und Jugendliche wachsen mit einer ganz anderen Form von Digitalisierung auf, die ihre Haltung und ihre Sichtweise auf viele Dinge signifikant prägt, insbesondere auch ihren Umgang mit Social Media – eine Herausforderung und Chance zugleich. Prof. Dr. Klaus Zierer, Ordinarius für Schulpädagogik an der Universität Augsburg, nahm die Perspektive des Unterrichts in den Blick. Sein Fokus: der sinnvolle Einsatz digitaler Medien und deren Wirkung auf Lernen und Lehren. Er setzte sich u. a. intensiv mit den folgenden Fragen auseinander: Welche digitalen Medien bereichern den Unterricht? Und welche haben vielleicht sogar einen lernhemmenden Effekt?

Nach einer lebendigen Diskussionsrunde in Anschluss an die inspirierenden Vorträge ging es in die wohlverdiente Mittagspause. Auf dem Weg zum Essen informierten sich viele Lehrkräfte an den Ständen der Kooperationspartner, die Materialien, Projekte und Impulse für die schulische Praxis vorstellten. Das Küchenteam des Exerzitienhauses verwöhnte alle Gäste mit einem vielfältigen Buffet. Gut gestärkt konnten die Teilnehmenden anschließend im sonnigen Garten Gespräche vertiefen, durchatmen – und sich bei einem Kaffee auf den Workshopteil des Tages freuen.

Das Nachmittagsprogramm bot eine beeindruckende Bandbreite an Themen mit vielfältigen Referentinnen und Referenten: Von Gestaltpädagogik, über psychologische Perspektiven auf Veränderung, konfessionssensiblen Religionsunterricht, erlebnispädagogischen Methoden bis hin zu biblischen Zugängen, Aquarell- und Handletteringtechniken sowie Künstlicher Intelligenz und digitalen Medien im Religionsunterricht. In den Workshops wurde nicht nur gelernt, sondern auch gestaltet, ausprobiert, diskutiert – und viel gelacht. Bereits in der Kaffeepause kam es zu einem regen Austausch über neue Ideen und Perspektiven. Hier finden Sie nochmals eine Übersicht, welche Inhalte alle an diesem Tag geboten waren.

  • Workshop 1: „Halt an, wo läufst du hin?“ – Awareness als eines der handlungsleitenden Prinzipien in der Gestaltpädagogik (Brigitte Hartmann – Religionslehrerin i. K., Gestaltpädagogin (IGB))
  • Workshop 2: Einsatz von digitalen Medien im Religionsunterricht – Grundlagen, Basics und innovative Ansätze, geeignet für Anfänger, aber nicht nur – ein Workshop, mit praxisorientierten Tipps für die Gestaltung des eigenen Unterrichts (Martin Hörmann – Fachmitarbeiter „RU digital“)
  • Workshop 3: Noach – Von der Pubertät des Menschen und der Emanzipation Gottes – Ein Workshop über die Reifung des Menschen und die Entwicklung des Gottesbildes, mit Unterrichtsmaterialien für die GS bis hin zur SEK II (Meinrad Hörwick – Dipl. Theologe, ehem. Referent für Berufliche Schulen)
  • Workshop 4: Erfolgreich konfessions- und religionssensibel unterrichten – Tipps und Hilfe für den Start – Vorstellung didaktischer Konzepte und praxiserprobter Methoden für den Unterricht (Rebekka Jähnig – Religionslehrerin i. K., Fachmitarbeiterin)
  • Workshop 5: Erlebnispädagogische Elemente in unterschiedlichen Gruppen – In diesem Workshop geht es ums ins Bewegung kommen und die Erweiterung sozialer Kompetenzen (Michael Wenderlein – Jugendreferent)
  • Workshop 6: Gottes Zuspruch in Farbe und Schrift gefasst! Hier wurde kreativ ein biblischer Zuspruchspsalm mit Handlettering und Aquarelltechnik gestaltet (Anja Konrad-Müller, Gemeindereferentin)
  • Workshop 7: Veränderungen im Großen und im Kleinen – Übergänge gestalten – Herausausforde­rungen als Entwicklungs­chance erleben – Mut und Demut – Impulse aus der Psychologie zur Selbstreflexion und zum Experimentieren (Angelika Pisarski, Diplompsychologin)
  • Workshop 8: KI im Unterrichtseinsatz – ein Zugang für den Religionsunterricht – KI-Tools kennenlernen und aus schülerperspektive ausprobieren (Sebastian Schmidt, Beratungsrektor)

Der Tag klang bei alkoholfreien Cocktails in entspannter Atmosphäre aus – musikalisch untermalt von Pater Norbert Becker und Jürgen Flossmann, die mit feinfühliger Loungemusik für einen stimmungsvollen Ausklang sorgten.

Der Tag in Leitershofen war mehr als nur eine Fortbildung – er war ein Ort des Innehaltens, der Stärkung und der Ermutigung: für all jene, die tagtäglich segeln lernen und andere darin begleiten. Ein rundum gelungener Tag – geprägt von Dankbarkeit, Gemeinschaft und dem Mut, neue Segel zu setzen. Die Religionslehrkräfte des Bistums Augsburg gingen mit neuen Impulsen, bestärkenden Begegnungen und konkreten Ideen für den eigenen Unterricht zurück in ihren Schulalltag. Der Wind der Veränderung? Er weht – und wir alle setzen die Segel!