von Pater Norbert M. Becker MSC
Liebe Kolleginnen und Kollegen im Dienst an den Menschen,
wir leben in einer tragischen Zeit.
Gerade verfolge ich die neuesten Entscheidungen,
welche die kommenden Tage und das diesjährige Osterfest betreffen.
Ooh jeeh…
Wir hatten uns doch schon Gedanken gemacht,
wie wir in diesem Jahr das Fest der Auferstehung feiern könnten,
hatten uns ausgemalt,
wie wir zurückhaltend und doch mit möglichst vielen die Mitte unseres Glaubens teilen werden.
Das letzte Osterfest war doch schon so Corona-verhagelt! Und nun?
Ich spüre, wie mich die covid19-Pandemie nicht nur berührt, sondern auch gefangen hält.
Ich spüre, wie Ärger, Wut und Hilflosigkeit an Gewicht zu nehmen
und mit meiner Bereitschaft zu Vorsicht, Gelassenheit und Gesetzestreue streiten.
Ich versuche, zur Ruhe zu kommen.
Vielleicht wird es mir helfen,
wenn ich angesichts solcher Bedrückung schon jetzt die Passion in meine Gedanken verlege?
Ich führe mir vor Augen, wie viel Not und unverschuldete Schmach
Menschen erleben mussten und müssen, zu allen Zeiten…
Ich werde konkret und erkenne, dass ich Anteil habe an Verirrungen und Verstrickungen,
die andere in Armut und in ein unwürdiges Leben zwingen,
z.B. weil wir Europäer auf ihre Kosten leben…
Ich frage mich, ob die Ankläger und Verurteiler Jesu
sich heute genauso durchsetzen könnten und leichtes Spiel hätten?
Ich muss ertragen, dass in unserer Welt des Glaubens Wächter mächtig werden,
obwohl die Kluft zwischen "Müll im eigenen Laden“ und dem „Anspruch auf moralische Instanz" immer größer wird, … doch ich sitze mit im Boot, bin einer ‚von der Kirche‘.
Vermutlich bin ich genau da an dem Punkt angelangt, der vielen von euch zu schaffen macht:
Ja, als Lehrerinnen und Lehrer des Glaubens stehen wir ganz vorne bei den Menschen
und werden wahrgenommen, beobachtet und auch kritisch befragt.
Ob wir wollen oder nicht, wir gehören dazu, wenn etwas im Argen liegt,
und Städtenamen wie Köln und Rom reichen derzeit aus, um an Arges zu erinnern...
Ich denke an das heilige, das letzte Mahl Jesu und weiß um die Größe dieses Vermächtnisses.
Einen Kreuzweg könnte ich besuchen und abschreiten Szenen von Unheil, Sterben und Tod.
Ich komme nicht umhin, an Grabesruhe zu denken: auch Stille und Leere können heilen.