Missio canonica Kirchliche Lehrerlaubnis: „'Missio' heißt auf Sendung bleiben“

Augsburg (pba). Bischof Dr. Bertram Meier hat vergangenen Freitagnachmittag 76 neue Religionslehrerinnen und Religionslehrer dazu aufgerufen, ihre Mission als Lehrkräfte ernst zu nehmen und „auf Sendung“ zu bleiben. Während eines feierlichen Pontifikalgottesdienstes im Augsburger Dom erteilte er ihnen zusammen mit dem Leiter der Hauptabteilung „Schule“, Weihbischof Florian Wörner, die „Missio canonica“ und entsandte sie damit in den kirchlichen Dienst als Religionslehrer.

 

„Wenn ich Ihnen heute die sogenannte MISSIO erteile, dann sollten Sie wissen: ‚Sie haben nicht nur eine Mission, Sie sind eine Mission“, richtete sich Bischof Bertram an die Lehrerinnen und Lehrer, die heuer aufgrund der Corona-Schutzmaßnahmen ohne Verwandte und Angehörige in den Dom gekommen waren. Mission heiße Sendung, die gleichzeitig mit einem besonderen Auftrag verknüpft sei, erinnerte er die Kandidat/-innen an ihr zukünftiges Aufgabenprofil als Religionslehrer: „Wenn wir Christen – auch und gerade Sie – nicht ‚auf Sendung‘ bleiben und die Entwicklung unserer Gesellschaft lieber ‚anderen Sendern‘ überlassen, verfehlen wir unseren Grundauftrag. Dann sind wir tatsächlich auf Dauer nicht mehr systemrelevant.“ Dies sei aber keineswegs der Fall, so Meiers Einschätzung: „Wir haben den jungen Menschen etwas zu sagen. UND: Wir müssen es tun – sei es gelegen oder ungelegen.“ Der Religionsunterricht sei dann systemrelevant, wenn er als Angebot für ein sinnvolles Leben im Licht Jesu Christi und seines Evangeliums betrachtet werde, weniger hingegen als Missionsinstrument.

Die Lehrerinnen und Lehrer lud er deshalb dazu ein, im Unterricht von ihren eigenen Glaubenserfahrungen zu berichten: „Man kann in der Schule nicht mit kühler Distanz von Jesus Christus erzählen“, vielmehr bringe sich der Lehrende im Religionsunterricht selbst mit ein. Das seien die eigene Glaubenserfahrung und –geschichte, aber auch persönliche Fragen und Zweifel. „Mit der MISSIO setze ich Sie nicht als Lehrer für neutrale christliche Religionskunde ein, sondern als Zeugen einer Botschaft, die es sich lohnt, den jungen Menschen von heute zu präsentieren.“

Mit einem konkreten Wunsch wandte er sich dann auch als Bischof direkt an die Kandidatinnen und Kandidaten: „Ihre Berufswahl ist mehr als ein Job, sie ist Berufung“. Denn für Religionslehrinnen und -lehrer falle Leben und Lehre, Berufung und Berufung zusammen, so Dr. Meier. Hinsichtlich ihrer Tätigkeit im kirchlichen Dienst rief er die Frauen und Männer dazu auf, die Welt und Gesellschaft reflektiert wahrzunehmen und gleichzeitig die Verbundenheit zur Kirche nicht zu verlieren: „Gerade in so schwierigen Zeiten wie der unseren, in denen der Kirche Gegenwind von innen und außen entgegen bläst, erwarte ich mir Persönlichkeiten, die von kritischer Zeitgenossenschaft ebenso geprägt sind wie von einem loyalen ‚Sentire cum Ecclesia‘.“  Mit der Kirche zu fühlen bedeute laut Bischof Bertram nicht, als „Papagei der Obrigkeit“ aufzutreten, sondern vielmehr „als Nachtigallen oder Amseln, als Menschen, die ihrem Lebensgesang eine variantenreiche, individuelle Glaubensmelodie verleihen.“

Nüchtern und zugleich durchdrungen zu sein vom Reichtum der wunderbaren Botschaft Jesu sei eine Richtschnur, die auch im Schulalltag Halt verspreche. In Zeiten der Ernüchterung und drohenden Depression empfahl er den Lehrkräften deshalb, sich nicht entmutigen zu lassen und auf „die Unterstützung der Gemeinschaft, der Communio“ zurückzugreifen.

Seinen Dank richtete er in diesem Zuge auch an Bernhard Rößner, langjähriger Leiter der Abteilung Schule und Religionsunterricht im Bistum Augsburg. Noch heuer wird er in den Ruhestand treten: „Ich selbst will es heute nicht versäumen, Ihnen als Bischof für ihren Dienst in der Diözese Augsburg zu danken“, betonte Dr. Meier. Zwei erfahrene Lehrkräfte und langjährige Mitarbeiter der Schulabteilung werden Rößner nachfolgen und die Abteilung in Zukunft als Tandem leiten: Dr. Kristina Roth und Markus Moder.

Als Vertreter von staatlicher Seite richtete Dr. Christoph Henzler, Ministerialbeuaftragter für die Gymnasien in Schwaben, am Ende der Messe ein Grußwort an die Lehrer/-innen. Er gratulierte ihnen zur Überreichung der „Missio“ und dem damit verbundenen Sendungsauftrag: „Sie sind dazu beauftragt, suchenden Schüler/-innen einen Zugang zur Religiosität zu erschließen.“ In Ihrer Funktion als Religionslehrer seien sie besondere Glaubenszeugen und –boten, betonte er.

Die „Missio Canonica“ wurde den Lehrerinnen und Lehrern entsprechend der Corona-Sicherheitsauflagen erst im Anschluss an den Gottesdienst ausgehändigt. Bereits während der Messe überreichten ihnen Bischof Bertram und Weihbischof Florian jeweils ein Exemplar der Bibel.

Stimmungsvoll musikalisch begleitet wurde der Gottesdienst von einer Band unter der Leitung von P. Norbert Becker sowie einer dreiköpfigen Chorgruppe.

Die kirchliche Lehrerlaubnis wurde Lehrer/-innen aus verschiedenen Schulgruppen erteilt: fünf der insgesamt 76 Junglehrer wurden für den Religionsunterricht an kirchlichen Schulen beauftragt. Im kirchlichen oder staatlichen Dienst stehen neun Kandidaten, die die Lehrerlaubnis für Berufliche Schulen erhielten. 62 Frauen und Männer wurde die „Missio Canonica“ für den Unterricht an staatlichen Schulen verliehen: 18 an Grundschulen, 22 an Mittelschulen, drei an Förderschulen, 12 an Realschulen und sieben an Gymnasien.