Impuls zur Fastenzeit

FASTEN

Vielleicht klingt Ihnen von einer Flugreise noch der Satz „Fasten your seatbelt“ – „Schnallen Sie sich an“ im Ohr. Im Deutschen denken wir beim Wort „Fasten“ – an etwas ganz Anderes, nämlich vor allem an „verzichten, weglassen“ und für viele Menschen ist das Wort auch gleichzusetzten mit „Abnehmen“.

Im Englischen wird das Wort fasten unter anderem mit befestigen, festmachen übersetzt, als ein sich oder etwas befestigen, festmachen.

Lassen Sie uns dieses sprachliche Gedankenspiel noch etwas weiterspinnen. Das Wort Religion kommt vom Lateinischen religare, was mit verbinden, anbinden, festbinden übersetzt werden kann.

Zeiten des Fastens sind ein wesentliches Merkmal aller Religionen. Die FASTENzeit – als FESTMACH-Zeit – als Zeit sich wieder neu zu befestigen, kann also als Zeit gesehen werden, in der ich bewusst meinen Glauben, meine Religion, meine Beziehung, meine Rückbindung an Gott in den Blick nehme.

FASTENzeit könnte eine Zeit sein, in der ich mich verbindlich, ganz bewusst dafür entscheiden, auf etwas zu verzichten, das meine Aufmerksamkeit zu sehr bindet, meinen Gedanken belegt, mich quasi fesselt in einem unguten Sinne.

FASTENzeit könnte auch eine Einladung an mich sein, mich neu zu fragen, woran ich mich in meinem Leben festmachen und binden will, was mir Halt gibt.

Vielleicht kann die FASTENZEIT als FESTMACH-Zeit

  • meine Aufmerksamkeit für Gott neu schärfen
  • meinen Blick drauf lenken, wo ich Gott in anderen Menschen entdecken kann
  • mich neu sensibilisieren für die Nöte der Anderen
  • mir neue Zugänge eröffnen zu einem Wort der Heiligen Schrift
  • mich den Wert der Stille oder des Gebets neu entdecken lassen
  • mir Wege eröffnen mich mit mir, anderen Menschen und Gott zu versöhnen,
  • mir die Chance eröffnen, gewonnene Zeit für etwas Neues einzusetzen

FASTENzeit ist eine Einladung, mich jedes Jahr wieder neu zu verankern, zu binden und an Gott festzumachen - gerade auch in diesem Jahr, in einer Zeit, wo alles so aus den Fugen zu geraten scheint und uns Sorgen und Ängste manchmal den Boden wegzuziehen scheinen. Ich wünsche Ihnen eine Fastenzeit, in der Sie selbst erfahren dürfen, dass da ein Gott ist, an dem man sich – gerade jetzt – festmachen, rückbinden kann.

Also, FASTEN your seat belt! Schnallen Sie sich an, machen Sie sich fest an Gott. Er bietet uns dies an, jeden Tag neu – nicht nur in der Fastenzeit.

 

Dr. Kristina Roth