Liebe Lehrkräfte, liebe Mitarbeitende in der Schulpastoral,
vielleicht kennen auch Sie eine solche Aktion in der Adventszeit: Ein Krippenweg führt die Besucherinnen und Besucher zu den verschiedenen Geschäften der Stadt, in deren Schaufenstern Krippen aufgebaut sind. Die Heilige Familie steht zwischen der neuesten Schuhkollektion, die Hirten lagern mit ihren Schafen inmitten von Spielsachen, und die Weisen bahnen sich ihren Weg durch Haushaltswaren. Zugegeben, beim ersten Besuch eines solchen Krippenweges war ich nicht wenig schockiert – wie kann man die Menschwerdung Gottes so in unsere profane Konsumwelt einbauen?
Beim näheren Betrachten habe ich jedoch gemerkt, dass es passender nicht sein könnte. Wir feiern an Weihnachten, dass Gott Mensch wird, dass er sich auf unser Leben mit Haut und Haar eingelassen hat. Jesus lebte den Alltag, wurde in einer Familie groß, erlernte einen Beruf und kannte die Sorgen und Freuden der Menschen.
Er war mittendrin im pulsierenden Leben – und das will er bis heute sein. Jesus wurde nicht in einem Palast geboren, weit weg und unerreichbar für die meisten Menschen. Nein, sein Geburtsort war der Stall, dort, wo sich sogar die Hirten – die Außenseiter der damaligen Zeit – hintrauen konnten.
Von „ganz oben“ kam Gott nach „ganz unten“, um allen Menschen nahe zu sein – auch im letzten Winkel meines Lebens. Dieses „ganz unten“ fand seine Vollendung im Tod am Kreuz.
Jesus will kein Sahnehäubchen auf meiner Lebenstorte sein, keine Zuckerperle für herausragende Momente. Er will nicht nur an Festtagen und im Sonntagsgottesdienst eine Rolle spielen. Er will kein Nischendasein führen; nein, in meinem Alltag möchte er da sein, mein Leben begleiten und ihm Halt, Orientierung und Nahrung geben. Jesus wurde in Bethlehem geboren – Bethlehem heißt übersetzt „Haus des Brotes“. Das ist sein Auftrag: den Menschen geben, was sie am Leben erhält.
Und das feiern wir an Weihnachten – Gott lässt sich auf unser Leben, auf unseren Alltag ein und wird so zur Kraftquelle.
Vielleicht entdecken Sie den menschgewordenen Gott auf Ihrem ganz persönlichen Krippenweg in Ihrem Alltag – zwischen Schulvorbereitungen und Arbeitsblättern, zwischen dem Spiel mit Ihren Kindern und dem Wocheneinkauf. Zwischen himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt, zwischen Gesprächen und Stille.
Ihre
Christine Mayer
Referentin für den Religionsunterricht an Förderschulen, Seminarrektorin i. K.
