Trotzdem! Oder „Hurra, ein Problem!“

Ich lese einen Artikel zur Neuorientierung einer befreundeten Autorin bin begeistert vom Begriff der „Heiligen Trotzkraft“, den sie beschreibt. Christina Brudereck hat ihn geprägt und will uns eine sogenannte innere Vertrauenskraft beschreiben, die hilft nicht zu verzweifeln und positiv nach vorne zu schauen. Trotzkraft - nicht im Sinne von „trotzig und stur“, sondern im Sinne von  „TROTZDEM“ !  Von innen heraus Vertrauen zu haben, das ist auch mein Ziel in diesen Zeiten. Es wird, auf die Pandemie bezogen, im Moment vieles besser. Die Menschen freuen sich, dass wieder Veranstaltungen stattfinden, dass Geburtstage ohne Einschränkungen gefeiert werden können und dass ein Geist der Freiheit weht. Dennoch ist die Freude auch manchmal irgendwie verhalten in Anbetracht der kriegerischen Auseinandersetzungen in der Ukraine. Nur in Ohnmacht und Angst zu verharren und sich die zurückgewonnene Lebensfreude vermiesen zu lassen, ist wohl auch keine Lösung und bringt auch den Menschen im Kriegsgebiet nichts. Ein Dilemma? Vielleicht, aber dennoch möchte ich aufrufen, das eigene Leben im Licht der Dankbarkeit zu sehen, Kleinigkeiten zu schätzen und in Anbetracht der großen Krisen nicht noch kleine im eigenen Umfeld heraufzubeschwören.  „Hurra, ein Problem!“, sagte neulich eine Freundin, als ihr Computer abstürzte, ihre wochenlange Arbeit vernichtet zu sein schien und auch ein Wasserschaden im Bad dem ganzen Chaos die Krone aufsetzte. Ich musste über diese Einstellung wirklich im positiven Sinne lachen. Und das, obwohl auch mir im Moment gar nicht danach war. Ich erinnere mich an eigene chaotische Zustände und wie sie sich doch immer wieder auflösten, mal schneller, mal mit mehr Aufwand und Geduld. Im Wort Erinnerung steckt das „INNEN“ und im Wort sich „äußern“ verbirgt sich das „AUßEN“. Ich möchte mir das Gute in meinem Inneren nicht nehmen lassen und mein Leben mit den kleinen schönen Momenten genießen, denn ich darf das. Trotzdem und trotz allem! Ich möchte mich äußern, nach außen treten, versuchen mich für das Gute, den Frieden und die Schwachen einzusetzen. Ich darf das, will das und soll das, auch wenn ich keine Aktionen von Kriegsparteien damit aufhalten kann. Trotzdem will ich es tun, weil ich ICH bin und bleibe. Leben wir also das „TROTZDEM“! Nicht als Trotz, sondern als „trotz allem“, im täglichen Leben, im Gut sein, mit Herz und mit Freude.

 

Martina Liebhäuser- Haggenmüller